05.07.2014 Ultratrail auf dem Rabenberg

Ultra-Trail-Run auf dem Rabenberg

Während sich die 2003-er Sportler im heimischen Sportforum mit dem nassen Element auseinandersetzten, versuchte sich ihr Trainer bei einem Ultra-Trail-Run rund um unsrere Trainingslagerstätte auf dem Rabenberg. Das erste Mal wurde dieser Wettbewerb ausgetragen. Da ich beim 74km-Rennsteiglauf recht gut zurecht gekommen bin, suchte ich eine noch größere Herausforderung.

Diese bot sich durch Zufall, als ich bei der Vorbereitung auf unser Talentiadetrainingslager den Flyer für diese extreme Herausforderung entdeckte. Angemeldet war schnell – die Folgen bedacht eher weniger. Während des besagten Trainingslages Mitte Juni inspizierte ich schon mal ein paar Trainingsabschnitte und musste Feststellen: Schlimmer geht’s nimmer!

Fotoarchiv

Nun ja. Nach der Anreise am Freitag, der obligatorischen Nudelparty und einer ruhigen Nacht stand ich Punkt 6.30 Uhr bei strömenden Regen im Vorbereitungszelt zur Einweisung. Was sich da so spaßig anhörte, war eher eine Warnung vor der Strecke. Es sollte 66 km Bergauf und Bergab, mit steilen Pfaden, über Stock, Stein und Wurzeln, durch Schlamm, durch Bäche, quer durch den Wald und und und gehen. Eben ein totaler Trail. Am Start waren knapp 100 Trailer, fast alle mit Drogback ausgestattet. Da stand ich mit meiner 0,3 l Aldiwasserflasche ein wenig komisch da. Naja, zum Glück hörte es pünktlich auf zu Regnen und 7.00 Uhr ging es los. Am Anfang, zur Eingewöhnung, gleich auf den höchsten Punkt vom Rabenberg. Ich war zu meiner Überraschung in der Spitzengruppe gut dabei. Jetzt liefen wir über schmale Trails bis ins Tal nach Breitenbrunn. Die Strecke wurde mit Flatterbändern ausgeschildert. Alles ohne Gewähr! Wir mussten selbst auf alles achten. Schon nach gut 5 Kilometern passierte das erste Missgeschick. Ich hatte den Anschluss zur Spitzengruppe verloren und verpasste einen Abzweig. Nach knapp einem Kilometer merkte ich es und kehrte um die nächsten liefen auf und so waren 12 Sportler völlig Orientierungslos. Also alle zurück. Nach einer kurze Suche fanden wir den versteckten Abzweig und weiter ging die Hatz. 10 Minuten Zeitverschwendung waren die Folge. Nun überholte ich einen nach dem anderen wieder ein und lief gemeinsam mit einem Sportler aus Friedrichsroda ca. 40 Kilometer zusammen. Immer hoch und runter. Alles war durch den Regen aufgeweicht. Wir liefen durch lange Schlammfelder, sprangen über umgefallene Bäume, mussten durch einen Bach und trabten wie in einem Trichter – mit Wasser, versteckten Steinen und Matsch - lange an der Grenze entlang. Da war an trockene Füße nicht zu denken. Nach ca. 20 Kilometer erreichten wir das tschechische Gebiet. Dort ging es ruhiger zu. Auf „normalen“ Waldwegen liefen wir in ruhigere Bahnen und ich konnte mich etwas erholen. Bei mir lief es bis dahin recht gut. Die Position war völlig unklar. Das war ja sowieso zweitrangig. Hauptsache durchkommen! Übrigen war die Verpflegung unterwegs so aller 8 km absolute Spitze. Wir wurden gut umsorgt. Es fehlte an nichts. Auch wenn ich mich nur mit Wasser, Bananen und Gels versorgte. Jetz kam allerdings die Sonne raus und meine kleine Wasserflasche hat gute Dienste geleistet. Ab dem vierzigsten Kilometer wurde es wieder sehr urban. Jetzt begannen wieder die Trails und zwar heftig. Wenn die Oberschenkel schon schmerzen und man muss steil bergab Laufen, tut es besonders weh. Im Foto nebenan ein Beispiel für die Geländebeschaffenheit. Bei mir hat sich eine Dreiergruppe mit je 150m Abstand gebildet. Jeder musste mit sich selbst kämpfen. Bei Kilometer 52,7, knapp unterhalb des Rabenberges, konnte man eine Abkürzung nehmen. Von dieser Möglichkeit habe ich Gebrauch genommen. Da ich annahm, dass diese mir den Weg noch einmal runter bis nach Breitenbrunn ersparen würde. Später allerdings ist man immer Klüger! Es war eine Abkürzung von nur fünf Kilometern. Hätte ich dies gewusst und meine Position im Feld erfahren, wäre ich das Rennen über die volle Distanz zu Ende gelaufen. Naja nun war ich auf dem Weg nach unten. Ein heftiger Trail erschwerte diese eigentlich erholsame Bergabphase enorm. Noch einmal nahm ich eine Stärkung am letzten Verpflegungspunkt zu mir. Ich wusste ja was jetzt kommt. Den gesamten Rabenberg über sechs Kilometer auf Trailstrecken hoch. Und dies nach 56 super anstrengenden Kilometern in den Knochen. Irgendwie meisterte ich das auch. Kurz vorm Ziel empfing mich meine Familie und meine Kinder liefen zur Unterstützung die letzten 200m mit. Nach 6:39:12 Stunden und 1480 Höhenmetern überquerte ich die Ziellinie. Es war schon heftig. Die Überraschung kam zum Schluss. Ich lag die gesamte Zeit auf dem vierten bzw. fünften Platz. In meiner Wertung, mit der Abkürzung, wurde ich hervorragender Zweiter. Dies bei meinem ersten Trail! Da bin ich natürlich sehr stolz. Obwohl bei solch einem Event die Platzierung nebensächlich ist. Aber wenn man gut 90 Trailer hinter sich lässt, kann man einfach zufrieden sein.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es ab ins Sportforum Chemnitz zum Internationalen Erzgebirgspokal, wo ja bekanntlich die 2003-er Mädchen und Jungen ebenfalls um gute Zeiten und Platzierungen kämpften.

Nach dem Zieleinlauf sagte ich: „nie wieder!“ – mit ein paar Tagen Ruhe und keinem Muskelkader mehr – vielleicht werde ich doch ein Wiederholungstäter. Irgendwie war diese extreme Herausforderung doch superschön. Dann aber mit einer besseren Vorbereitung.